NABU-Ortsgruppe Maintal informiert:

 

Unsere Zugvögel auf  Wanderschaft  Richtung  Afrika

 

Der Herbst ist eingekehrt und somit hat uns ein großer Teil unserer Singvögel bereits in Richtung Süden verlassen. Von den in Deutschland etwa 240 heimischen Vogelarten sind etwa die Hälfte den Zugvögeln zuzuordnen: ihnen ist angeboren, im Spätsommer und Herbst ihrem Zugtrieb zu folgen, da sie im Winterhalbjahr nicht ausreichend Nahrung finden können. Aufmerksame Vogelbeobachter werden jedoch auch im Oktober noch mit Vogelgezwitscher belohnt, denn das Rotkehlchen hat seinen zarten Herbstgesang begonnen.

Die Zugrouten umfassen manchmal nur einige hundert Kilometer (wie bei unserem auch noch Anfang Oktober in Maintal anzutreffenden Hausrotschwanz), andere Arten dagegen sind viele Tausend Kilometer pro Jahr unterwegs, wie Weißstorch und Rauchschwalbe.

Die Weißstörche im westlichen Teil Deutschlands nehmen die „Westroute“ über Frankreich, Spanien und Marokko, um etwa Mitte Oktober ihre Winterquartiere südlich der Sahara zu erreichen.

Sie legen dabei täglich bis zu 200, sowie im Segelflug bis zu 300 Kilometer zurück. Wenn alles gut geht, können wir sie im Frühjahr bereits ab März wieder auf ihren Horsten bei uns begrüßen, so auch in den Kinzigauen bei Rodenbach und hoffentlich auch wieder in Maintal-Wachenbuchen.

Beobachtungen in den letzten Jahren zeigen jedoch, dass aufgrund der globalen Erwärmung und verbesserter Futterlage viele Zugvögel ihre Zugwege abkürzen oder erst bei strengem Frost unsere Heimat verlassen: Weißstörche überwintern bereits zahlreich in Spanien, und in Maintal konnte man auch noch im vergangenen Dezember die eine oder andere Mönchsgrasmücke beobachten.

Der NABU berichtet, dass rund 60 Millionen Zugvögel ihre Brutzeit bei uns in Deutschland verbringen, wovon

ein Drittel sogenannte Langstreckenzieher sind, die in tropi­schen und subtropischen Regionen überwintern.

Kaum den Unbilden des Wetters in der Sommerheimat entflogen, werden sie entlang der Zugwege mit etlichen Gefahren konfrontiert. Hierbei sind zu nennen:

die direkte Verfolgung durch Bejagung und Fang in Afrika und den Mittelmeerländern, der Kontakt mit Pestiziden, sowie Kollisionen mit Stromleitungen und Strommasten.

Hinzu kommt, dass Langstreckenzieher enorme Fettreserven brauchen, denn nur ein Vogel, der ausreichend Nahrung aufneh­men kann, ist in der Lage, diese An­strengung auch zu meistern. Sind die Fettreserven aufgebraucht, greifen Zugvögel zu einem verzweifelten letzten Schritt: sie bauen die in der Flugmuskulatur eingelagerten Reserven ab. Wenn sie jetzt nicht umgehend einen „Trittstein“ finden und Nahrung aufnehmen können, sind sie verloren.

Der 1. Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Maintal Hanns P. Golez betont, wie wichtig es ist, dass sich Naturschutzorganisationen für die Erhaltung wichtiger Rastgebiete wie in der Wetterau einsetzen, die unseren Zugvögeln unterwegs als  „Trittsteine“ eine sicherere Zukunft garantieren können.

Besonders wichtig hierbei ist die internationale Zusammenarbeit und hier besonders die „Bonner Konvention“ (ein internationales Abkommen, das sich dem Schutz wandernder Tierarten ver­schrieben hat).

Zugvögel kennen aufgrund ihrer weiten Zugwege keine Grenzen  - und daher kann es auch keine Grenzen des Artenschutzes geben. Natur- und Artenschutz müssen eben nicht nur in den Brutgebieten Europas sichergestellt sein, sondern gerade auch auf den Zugwegen und in den Gebieten, in denen unsere „Sommervögel“ den Winter verbringen. Wie aktuelle negative Beispiele von der Urlaubsinsel Malta zeigen, ist es leider noch immer nicht möglich, bestehende europäische Schutzmaßnahmen erfolgreich gegenüber starrsinnigen und überholten Traditionen in Bezug auf illegalen Vogelfang durchzusetzen.

Mehr Informationen über die Arbeit der Maintaler NABU-Gruppe finden sich auf www.nabu-maintal.de .

 

Hanns P. Golez

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Rotkehlchen,  Foto: Hanns P. Golez