Stellungnahmen zur Sportstättenplanung in Maintal

Zum besseren Verständnis lesen Sie bitte auch die anderen, nachfolgenden Artikel

Stellungnahme zum Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am Montag,

16. Dezember 2013 (Tagesordnungspunkt 7):

Grundsatzbeschluss zur Zusammenlegung der Sportanlagen „Dicke Buche“ und Eichenheege

 

Leider ging der eindringliche Appell des Maintaler NABU-Vorsitzenden Hanns P. Golez zu Beginn der Stadtverordnetenversammlung am 16. Dezember, die „Grüne Mitte“ nicht zu zerstören, ins Leere. Wie im Tagesanzeiger vom 17. Dezember berichtet, stimmte eine Parlamentsmehrheit mit den Stimmen der SPD- und CDU-Fraktionen für eine Sportanlage in der „Grünen Mitte“.

Zahlreiche Gegner dieses Vorhabens, so auch Golez, verwiesen auf das Zitat aus dem

SPD-Antrag vom Mai 2011 zur Einstellung aller Aktivitäten für die Planung von Sportanlagen in der „Grüner Mitte“: „Als Zeichen des Respekts vor der Bürgermeinung wird das Projekt

‚Sportanlage in der Grünen Mitte’ eingestellt“. Es war bezeichnend, dass kein Redner der SPD-Fraktion mehr darauf einging und es ist anzunehmen, dass der damals vorhandene Respekt vor der Bürgermeinung abhanden gekommen sein muss. Heute verweist die Partei gerne darauf, dass man damals das Projekt ablehnte, weil es nur einem Verein zu Gute gekommen wäre,- aber dieses Argument findet sich eben nicht in der offiziellen Begründung zum Antrag.

Mit ihrem Schwenk weg von der Gegnerschaft hin zur Befürwortung des Sportstättenbaus in der „Grünen Mitte“ hat sich die SPD ein massives Glaubwürdigkeitsproblem eingehandelt. Es ist eine demokratische Gepflogenheit, den Parlamentsmitgliedern, wie anderen Bürgerinnen und Bürgern auch, das Recht zuzugestehen, ihre Meinung zu ändern.

Es ist aber unverantwortlich, in der Begründung für den gemeinsamen SPD/CDU-Antrag die Ergebnisse der Gutachten und Studien zu Flora und Fauna dieses Gebietes zu leugnen oder schlicht falsch wiederzugeben und von mehr oder weniger wertlosen „Maisäckern“ zu sprechen. Es ist durchaus nicht so, dass diese Studien, wie in der Presse zu lesen war, sich klar für den Standort „Grüne Mitte“ aussprechen: sie stellen den besonderen ökologischen Wert des Landschaftsschutzgebietes mit Feuchtwiesen, Hecken, Sträuchern und Streuobstflächen heraus, die über 30 geschützte Arten der Roten Liste aufweisen. Zudem ist das gesamte Areal ausgewiesenes Hochwasserschutzgebiet für Main, Braubach und andere Bäche.

Es ist bedenklich, dass die Befürworter des Sportstättenbaus in der „Grünen Mitte“ kein Verständnis für Natur und Naturschutz zeigen: Unreflektiert werden immer neue Wachstumsziele propagiert, ökologische Bedenken spielen keine Rolle.

Sie reden gerne von „städtebaulichen Konzepten für Maintal“ und „zukunftsweisender Planung“, übersehen dabei aber geflissentlich, dass sie nur einer immer größer werdenden Versiegelung der Maintaler Flächen das Wort reden.

Selbst der Regionalverband Rhein-Main gibt seinen Mitgliedskommunen den Rat, dies bei kommunalen Planungsvorhaben zu vermeiden.

Betrachtet man sich die Diskussion am vergangenen Montagabend und zu zahlreichen anderen Anlässen, ist es für den NABU Maintal nicht schwer, zu dem Schluss zu kommen, dass Natur den sogenannten „städtebaulichen Vorstellungen“ der beiden größten Fraktionen im Stadtparlament nur im Wege steht, dass sie keine Rolle mehr spielt.

Es ist aber gerade so, dass in diesem Zielkonflikt der ökologische Gedanke überwiegen sollte, denn Natur stellt besonders in unserer hoch verdichteten Landschaft einen unschätzbaren Wert dar: was einmal zerstört wurde, ist unwiederbringlich verloren.

Hieran sollten sich die Befürworter einer Anlage von Sportstätten in der „Grünen Mitte“ erinnern.

 

Informationen zur Arbeit des Vereins unter www.nabu-maintal.de .

 

Hanns P. Golez

1. Vorsitzender

 

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Die Bilder sind von Ingrid Harris, aufgenommen im Januar 2003 und zeigen die „Grüne Mitte“ südlich der Autobahn.

 

 

Erste Stellungnahme zur Sportstättenplanung in Maintal

 

Der NABU Maintal sieht es als oberste Priorität an, bei jeder Planungsmaßnahme zusätzlichen Flächenverbrauch zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten, um der Versiegelung der Landschaft keinen Vorschub zu leisten.

Dies kann z.B. durch den Rückbau brachliegender Industrieflächen oder nicht mehr genutzter Sportstätten erfolgen.

Dieser Prämisse ist besonders in unserer hoch verdichteten Landschaft hohe Bedeutung beizumessen, wenn wir nicht in naher Zukunft nur noch voneinander isolierte „Alibi“-Grünflächen um uns herum sehen möchten.

Der 1. Vorsitzende Hanns P. Golez betont, dass man sich mit dieser Einschätzung konform weiss mit Ludger Stüve, dem Direktor des Regionalverbandes Rhein-Main. Er forderte im letzten Jahr unmissverständlich, „den Flächenverbrauch bei der Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten zu reduzieren, soweit dies möglich ist“ (Tagesanzeiger vom 23.8.2012).

Er begründet dies damit, dass in Hessen täglich eine Fläche von der Größe von vier Fußballfeldern durch bauliche Maßnahmen versiegelt wird.

Im weiteren Sinne gilt dies ebenso für die Planung von Sportstätten.

In den folgenden Ausführungen werden wir anhand dieser Forderungen darlegen, welche der verschiedenen Planungsvorlagen (Magistrat der Stadt Maintal zum Standort „Dicke Buche“) und Planskizzen (Fraktionen der WAM und SPD) vom Standpunkt des Naturschutzes am geeignetsten erscheinen, die Zusammenlegung der Sportanlagen beider Dörnigheimer Fußballvereine und beider Tennisvereine zu realisieren.

Es ist dem NABU hierbei bekannt, dass nicht alle Vorschläge unbedingt den stadtentwicklungspolitischen Intentionen der Stadt Maintal entsprechen.

Es soll an dieser Stelle nicht strittig sein, dass die Sportanlage „Eichenheege“ aufgelöst und der Spielbetrieb der „Germania Dörnigheim“ zukünftig mit dem Dörnigheimer SV (bisheriges Vereinsgelände an der „Dicken Buche“) auf einem Gelände stattfindet. Gleiches gilt für die involvierten Tennisvereine.

Die entsprechenden Entscheidungen in den städtischen Gremien sollten zügig stattfinden, um allen Vereinen baldmöglichst eine rechtsverbindliche Planungssicherheit geben zu können.

 

 

• Die Magistratsvorlage zur Neugestaltung der Sportanlage „Dicke Buche“ erscheint zunächst als die überzeugendste, zumal wenn man das positive schalltechnische Gutachten einbezieht, das bei Errichtung einer 3,5 m hohen Lärmschutzwand keine negativen Auswirkungen des Spielbetriebs auf die Wohnbevölkerung sieht.

• Bei genauerem Hinsehen jedoch gelangt man zu dem Gesamteindruck, dass hier die Rechnung ohne den Zuschauer, die Wohnbevölkerung und den Naturschutz gemacht wurde:

• Die neue Anlage ist so kompakt geplant, dass sie für Zuschauer, geschweige denn für Tribünen, keinen nennenswerten Platz lässt. Ebenso sind Flächen für zukünftige Erweiterungen der Vereine nicht vorgesehen.

• Darüber hinaus sind Zweifel angebracht an der nachhaltigen Wirkung der Lärmschutzwand für jene Anwohner, die in den oberen Stockwerken der umgebenden Häuser wohnen (müssen). Hinzu kommt eine erhebliche Zunahme des Verkehrs, die auch nicht unbedingt entspanntes Wohnen zulassen wird.

• Es ist unbestreitbar, dass an der Nordseite ein Waldstreifen für neue Parkflächen gerodet werden muss. Hierbei wird es sicherlich nicht bleiben, denn die vorgesehene viel zu kompakte Bauweise des Sportgeländes wird bestimmt dahingehend abgeändert werden müssen, im östlichen Bereich weitere Waldflächen zu roden und noch mehr Flächen zu versiegeln.

 

• Der Vorschlag der WAM-Fraktion sieht als Alternativstandort eine Fläche zwischen Kesselstädter Straße und Kennedystraße vor, die eine relativ großzügige Planung für die neuen Sportstätten zulässt: es ist ausreichend Platz für Sportflächen, Zuschauertribünen, Parkplätze und zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten.

• Auf dieser Fläche befinden sich allerdings auch Streuobstwiesen, Kleingärten und Waldstreifen, die jedoch mit in die Planung einbezogen und erhalten werden müssen.

Dies scheint jedoch ohne große Schwierigkeiten möglich zu sein, und bei entsprechenden Vorgaben lassen sich auch die Wald- und Gehölzstreifen als kostenloser Schallschutz mit in die Planung einbeziehen.

Zwar liegt südlich dieses Areals am Main das Flora-Fauna-Habitat (FFH) – Gebiet

„Mainaue Schleuse Kesselstadt“, das jedoch aufgrund der dazwischen liegenden

Verkehrsflächen und der Wohnbebauung hiervon unberührt erscheint (Horstbäume der

Saatkrähe, heckenbrütende Vogelarten, überwinternde Wasservögel).

• Allerdings ergibt sich bei der Realisierung dieses Vorschlages die Frage, was mit dem dann nicht mehr benötigten Sportgelände an der „Dicken Buche“ geschieht. Der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Hanns P. Golez weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Versiegelung der Ackerflächen an Kesselstädter Straße und Kennedystraße selbstverständlich Kompensationsmaßnahmen zur Folge haben müssen. Diese sollten dann darin bestehen, die Fläche an der „Dicken Buche“ zurückzubauen und die Versiegelung aufzubrechen. Möglich wäre an dieser Stelle einen naturnahen Park mit Spielfläche zu errichten. Von einer erneuten Verdichtung für wohnbauliche Zwecke sei abzusehen.

 

 

• Die SPD-Fraktion hat ebenfalls zwei zusätzliche Alternativvorschläge in die Debatte eingebracht, wobei die Standorte zwischen Bahntrasse und Bundesstraße liegen. Hierzu ist anzumerken, dass sich die Fraktion vor geraumer Zeit löblicherweise dafür entschied, keine Sportanlagen mehr in die „Grüne Mitte“ bauen zu wollen: Beide Standorte liegen jedoch just in derselben, und zwar genau in dem Teil der „Grünen Mitte“, der damals mit Bürgerbeteiligung für den Bereich „Naturschutz“ vorgesehen war. Diese Gedanken haben überdies Einklang gefunden in den Regionalen Flächennutzungsplan und dieses ökologisch besonders wertvolle Gebiet, zudem ein Retentionsraum, liegt inmitten des Maintaler Landschaftsschutzgebietes.

• Beide Standorte sind aufgrund schwerwiegender ökologischer Bedenken denkbar ungeeignet, für die Sportstättenplanung herangezogen zu werden.

 

 

Weitere Informationen zur Arbeit unseres Vereins finden Sie unter www.nabu-maintal.de .

 

 

Hanns P. Golez

(1. Vorsitzender NABU-Maintal)

 

 

 

Leserbrief zur aktuellen Sportstättenplanung in Maintal

 

 

Unheilige Sportstättenallianz in der Adventszeit

 

Man stelle sich vor, die SPD beginge Wortbruch, die CDU reanimierte eine längst beerdigte Idee und Bündnis 90/Die Grünen samt FDP stünden daneben und schwiegen: eine äußerst bedrückende Vorstellung, die dunkelrote, schwarze Schatten auf die zahlreichen hellen Lichter dieser Tage zu werfen scheint. Und doch scheint diese deprimierende Vorstellung in Maintal Wirklichkeit zu werden, wenn man sich die Pressemitteilungen der letzten Tage betrachtet: sowohl was diese beinhalten, als auch was ihnen leider nicht direkt zu entnehmen ist.

Zurzeit hat lediglich die WAM ihre Vorstellungen zur Sportstättenplanung mit konkreten Ideen zu deren Verwirklichung in die öffentliche Diskussion eingebracht: die Verlagerung, bzw. der Neubau der Sportplätze an der Eichenheege und „Dicken Buche“ in das verkehrsgünstig gelegene Dreieck zwischen Kennedystraße und Kesselstädter Weg ist eine begrüßenswerte, gut durchdachte Variante (siehe zur Problematik auch die NABU-Stellungnahme im Tagesanzeiger vom 26. November).

Die unreflektierten Vorschläge einiger anderer im Stadtparlament vertretenen Fraktionen zielen jedoch mitten ins Herz der „Grünen Mitte“ und lassen jegliche nachvollziehbaren Begründungen vermissen.

Die Vorstellungen, wenn überhaupt konkret vorhanden, erscheinen weit entfernt z. B. von den Äußerungen Karl-Heinz Kaisers (SPD) vom März 2011, wenn er sagt, Maintal verfüge über viele erhaltenswerte Grünflächen, zu denen auch die „Grüne Mitte“ gehöre

(Tagesanzeiger vom 19. März 2011). Im Laufe des gleichen Jahres verabschiedeten sich die SPD und andere Fraktionen von der Idee, Sportstätten in der „Grünen Mitte“ anzulegen.

Es kann den Parteien in den beiden vergangenen Jahren nicht entgangen sein, dass dieses ökologisch besonders wertvolle Gebiet mittlerweile aus gutem Grund Teil des Landschaftsschutzgebietes Maintal geworden ist, und dass der Regionale Flächennutzungsplan hier ein Vorranggebiet für Natur und Landschaft sowie eine notwendige Fläche für den Hochwasserschutz sieht.

In Anbetracht der öffentlichen Diskussion dieser Problematik in den letzten Jahren

kann es nur als äußerst befremdlich und bürgerfern erachtet werden, in diesem Gebiet Sportstätten bauen zu wollen.

Der NABU Maintal appelliert an die Stadtverordneten, sich nicht lediglich einzelnen Parteiinteressen verpflichtet zu fühlen, sondern dem Gemeinwohl, zu dem eben auch der Naturschutz gehört. Das politische Vertrauen der Bevölkerung in die Parteien ist sehr schnell zerstört, lässt sich jedoch nur sehr langsam und mühsam wieder aufbauen. Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit sind schließlich allseits bekannt.

Weitere Informationen zur NABU-Ortsgruppe finden sich auf www.nabu-maintal.de .

 

Hanns P. Golez

1. Vorsitzender NABU Maintal

Trinkbrunnenstr. 6

63477 Maintal