NABU HESSEN-PRESSEMITTEILUNG | NR 29/16 | 9. Juni 2016.
Auch 2018 aktuell.
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Vogelschutz / Jungvögel
Bettelrufe am Wegesrand
NABU: Jungvögel am Boden sind nicht hilflos
Wetzlar – Im Frühling kann man überall Jungvögel beobachten, die vermeintlich
alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken und laut rufen. Der NABU
Hessen appelliert an Naturfreunde, die Jungtiere in Ruhe zu lassen und nicht gleich
aufzunehmen. „Gefiederte Jungvögel sind nicht aus dem Nest gefallen und von ihren Eltern
verlassen worden. Sie rufen nicht um Hilfe“, erklärt NABU-Vorsitzender Gerhard Eppler.
Viele Jungvögel werden jetzt flügge und unternehmen mit dem Verlassen des Nestes ihre
ersten oft noch unbeholfenen Flugversuche. Über ihren „Bettelruf“ nehmen sie dabei
regelmäßig Kontakt zu den Eltern auf, um weiter gefüttert zu werden. Nur wenn Jungvögel
an gefährlichen Orten wie Straßen und Gehwegen sitzen, sollte man sie vorsichtig aufheben
und ins nächste Gebüsch setzen. Ein kurz aufgenommener Jungvogel kann ohne Probleme
wieder zurück in eine Astgabel am Fundort zurückgesetzt werden. Anders als bei
Säugetieren nehmen Vogeleltern ihre Brut auch nach einer kurzen Berührung durch den
Menschen wieder an.
Der NABU Hessen bittet Naturfreunde darum, Jungvögel auf keinen Fall mit nach Hause zu
nehmen, um sie zu pflegen. „Junge Vögel brauchen in der Regel keine Pflege und werden
draußen von ihren Eltern weiter versorgt“, so Eppler. Denn obwohl sie flügge werden,
bleiben sie in dieser sogenannten Ästlingsphase oft noch einige Zeit in der Nähe des Nestes,
bis sie völlig selbständig werden. Die Bettelrufe hören auf, wenn die Jungtiere richtig fliegen
und sich selbst versorgen können. Greift der Mensch in diese sensible Phase ein und nimmt
ein Jungtier mit, wird die überlebenswichtige Bindung zwischen Alt- und Jungvogel
unterbrochen. Tatsächliche Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn nach mehreren
Stunden immer noch keine Altvögel in seiner Nähe zu sehen sind. Wer gefiederte Jungvögel
vorschnell in Obhut nimmt, richtet meist mehr Schaden als Nutzen an. Hilfe ist nur bei
offensichtlich verletzten Jungvögeln sinnvoll, so der Biologe Eppler. Die Chance für eine
erfolgreiche Aufzucht in menschlicher Obhut ist nicht sehr groß. Deshalb sollten Findelkinder
in fachmännische Pflege bei Vogel-Auffangstationen gegeben werden.
Eine große Gefahr für Jungvögel geht von herumstreunenden Katzen aus. Der NABU
Hessen bittet Katzenbesitzer darum, während der Brutzeit Hauskatzen das Anpirschen anJungvögel zu erschweren, beispielsweise durch das Umhängen eines
Glöckchens. Da die
Jungtiere noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute für Katzen.
Für Rückfragen
Berthold Langenhorst
Pressesprecher
Tel.: 06441-67904-17
Mobil: 0170-8347614