Die NABU-Ortsgruppe Maintal (Vogelschutzgruppe) informiert:

Neue Artikelserie für den MaintalTagesanzeiger

„Heimische, aber heimliche Tiere in Maintal.“

Der Windenschwärmer

 

Beim Beschneiden eines Lavendelbusches Mitte September in Hochstadt fiel dem Verfasser ein großer, auf dem Boden sitzender Nachtfalter auf: ein Windenschwärmer.

Die Vorderflügel waren graubraun mit Linien und Zickzackmustern versetzt, der Hinterleib wies in der Mitte unterbrochene rosa und schwarze Querbinden auf. Besonders auffallend über den Querbinden war eine schwarze Musterung mit zwei roten Flecken links und rechts, die fast an ein kleines „Gesicht“ erinnerten. Der Falter wurde vorsichtig in einen anderen Lavendelbusch verfrachtet, wo er sich gleich die dunkelste Stelle aussuchte. In der Nähe des Fundortes finden sich zahlreiche langröhrige Blüten von Ziertabak und Petunien, aus denen die Schwärmer ab der Abenddämmerung bis etwa Mitternacht Nektar saugen. Mit Geduld lassen sie sich hierbei gut beobachten, denn mit einer Flügelspannweite von bis zu 12 und einem aufgerollten Rüssel von bis zu 13 Zentimetern sind sie dabei recht auffallend.

Windenschwärmer sind tropische und subtropische Wanderfalter, die aus dem Mittelmeerraum ab Mai bei uns einfliegen. Aufgrund ihres Körperbaus können sie Spitzengeschwindigkeiten bis zu 100 km/h und eine Durchschnittsgeschwindigkeit um 50 km/h erreichen, so dass größere Strecken selbst bis Nordeuropa relativ zügig überwunden werden können.

Die erste Faltergeneration kommt im Frühsommer zur Eiablage, aus denen sich große, grünlich-bräunliche Raupen entwickeln, die sich bevorzugt von verschiedenen Windenarten auf Ackerflächen und Unkrautfluren ernähren. Wenn die Verpuppung ausreichend früh im Sommer erfolgt, können die ausgeschlüpften Windenschwärmer wieder in ihr Herkunftsgebiet zurückfliegen und in warmen Gefilden für Nachwuchs sorgen, den wir dann wieder im nächsten Jahr in einer lauen Maiennacht bei uns bestaunen können.

Wünschen wir unserem Hochstädter Windenschwärmer und seinen Artgenossen einen guten Rückflug zurück in den Süden!

 

 

Verfasser und Fotos:

Hanns P. Golez

 

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