Wie alljährlich, so kürte auch in 2014 die NABU-Ortsgruppe Maintal auf der letzten Jahreshauptversammlung ihren eigenen „Vogel des Jahres“.
Der Vereinsvorsitzende Hanns P. Golez informierte die Anwesenden nochmals über diese jährliche Kampagne, um mehr Informationen über Häufigkeit und Vorkommen einer für Maintal typischen Vogelart zu gewinnen. Alle Mitglieder sind aufgerufen, sich aktiv an dieser Aktion zu beteiligen.
In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Eisvogel, einen Charaktervogel der naturnahen Fliess- und stehenden Gewässer Maintals, dessen Lebensraum durch die wieder in die Diskussion gebrachte Sportstättenplanung im Bereich des Landschaftsschutzgebietes „Grüne Mitte“ erheblich gefährdet ist.
Trotz seines leuchtend blau-türkis-roten Gefieders ist der ruhende Vogel auf seiner Ansitzwarte im Spiel von Licht, Schatten und bewegter Wasseroberfläche nur schwer zu erkennen.
Er brütet an steilen Ufern naturnaher fließender oder stiller Gewässer und gräbt seine knapp meterlange Bruthöhle in den lehmigen oder sandigen Untergrund, wobei das Nest meistens über einen Meter oberhalb der Wasserfläche liegt. Gerade in Maintal wird am Braubach mit seinen relativ niedrigen Ufern diese Höhe aber auch unterschritten.
Er sitzt oft regungslos auf seiner Ansitzwarte am Ufer und wartet auf Beute. Sobald er diese erspäht, stürzt er blitzschnell stoßtauchend auf diese herunter ins Wasser und fängt etwa fingerlange Fische, kleine Frösche, Molche oder auch Insekten.
Eisvögel sind bei uns Standvögel oder Teilzieher, wobei besonders die Männchen ihr Territorium nur ungern verlassen. Dies hat in kalten und schneereichen Wintern zur Folge, dass die Eisvogelpopulation zusammenbrechen und in bestimmten Gebieten völlig verschwinden kann. Da die Vögel aber meist zwei Bruten im Jahr aufziehen, können die Verluste immer wieder nahezu ausgeglichen werden.
Wesentlich schwerwiegender wiegt hier jedoch der irreversible Lebensraumverlust durch die Eingriffe des Menschen in die Natur: hierzu zählen Kanalisierung und Begradigung der Fließgewässer, Vernichtung ufernaher Vegetation und Gewässerverschmutzung. Alle diese Gründe führen natürlich auch zur Abnahme der Vielfalt bei den Beutetieren und schließlich zu einer nahezu sterilen Umwelt.
Erfreulich ist jedoch, dass sich die Gewässerqualität durch Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen auch auf Maintaler Gebiet in den letzten Jahren verbessert hat. Hanns P. Golez führt an, dass der NABU-Gruppe an Maintaler Gewässern vier Brutstandorte bekannt seien, die jedoch nicht alle jährlich gleichzeitig benützt würden.
Gute Gelegenheiten, den Eisvogel zu beobachten, ergeben sich z.B. entlang des Braubachs bis zur Mündung in den Main und an den zahlreichen anderen Gräben und Fließgewässern im Gebiet zwischen Main und Autobahn.
Die besten Chancen zur Beobachtung bestehen im Sommer nach dem Ausfliegen der Jungtiere, wenn sie bis in den Frühherbst in ihrem Revier der „Grünen Mitte“ herumstreifen oder wieder im Winter.
Gerade dieser Teil des Landschaftsschutzgebietes Maintal stellt mit den vorhandenen Bächen und Gräben ein wichtiges Brut- und Nahrungsbiotop für diesen „fliegenden Edelstein“ dar, das unter allen Umständen erhalten werden muss, denn wenn sich die Habitatbedingungen verschlechtern, bedeutet dies auch das unwiderrufliche Ende dieser wunderschönen Vogelart in Maintal.
Die europäische Gesetzgebung hat sogar eindeutige Rechtsvorschriften formuliert, die uns zum Schutz für bedrohte Vogelarten wie den Eisvogel sowie für die entsprechenden Lebensräume verpflichten:
„(Es) sind besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume anzuwenden, um ihr Überleben und ihre Vermehrung in ihrem Verbreitungsgebiet sicherzustellen“ (Artikel 4 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie).
Dies sollte Verpflichtung und Ansporn genug für uns alle sein, für den Erhalt der noch verbliebenen naturnahen Landschaftstypen in unserer Stadt einzustehen und Umweltzerstörung durch bauliche Maßnahmen zu verhindern.
Informationen zur Arbeit der NABU-Gruppe finden Sie auf www.nabu-maintal.de .
Hanns P. Golez
NABU Maintal
Zeichnung von unserem Ehrenvorsitzenden Otto Burger